Qualität und Relevanz
Ein Sponsor will Qualität
(Kurier-Magazin Mai 2009 zu den WIENER FESTWOCHEN)
Leistungskontrolle ist das Stichwort der Zeit: Qualität und Relevanz, das ist das Diktum der ausdifferenzierten Dienstleistungsgesellschaft. Dagegen setzen wir auf unsere angreifbare Subjektivität, wollen ausbrechen aus dem unmündigen Verharren in der Begrenztheit von Ideologie, Gedankenarmut und Konsumentenerwartungen. Selbstüberforderung, Dilettantismus und das Heraufbeschwören von Grenzerfahrungen sind unsere Mittel - unser Ziel, eine echte inhaltliche Alternative und ehrliche Diskussion über gesellschaftspolitische Fragen und künstlerischen Entäußerung, durch Sichtbarmachung von Selbstverunsicherung und Vermeidung von so etwas wie Sendungsbewusstsein. Das kann, auch bei den zuschauenden Teilnehmern unsere Projekte Verunsicherung erzeugen und spontane Ablehnung, denn diese Freiheit, gerade an etwas teilgenommen zu haben, was einem nicht an der Hand nimmt und sagt, was man jetzt zu denken oder nicht zu denken hat, löst Unbehagen aus, wogegen man sich sonst gerne wert und was auch von den Produzenten heute meist vermieden wird. Eine Atmosphäre in der alles jedem Moment neu bewertet und in Frage gestellt wird und nicht der eigenen Zufriedenheit folgt, da könnte Neues empfunden und/oder gar gedacht werden. Qualität und Relevanz sagt: Es gibt sie, die guten Werte und Gewissheiten und sie sind darstellbar. Es ist das Gegenteil von wirklicher offener Reflexion. Es sichert nur den Status quo eins leer gelaufenen neurotischen Systems, egal welche inhaltlichen, ästhetischen oder formalen Setzungen man macht. Es ist die zu schnelle, zu kleine Antwort auf die große Sehnsucht nach Sinn, nach ernsthafter Ansprache in dieser auf andauernder Zerstreuung angelegten Welt.