Klare Sicht im Gegenlicht der Katastrophe der Phrasen.

Die Kunst kann immer eine Form der Rebellion sein, weil sie Neuland findet, wo die anderen noch nicht sind.

In diesem Sinne ist performancereviewcommittee ein Forschungsunternehmen. performancereviewcommittee als Instrument aus der Organisation von international agierenden Großkonzernen zur Mitarbeiterbewertung und Bonusermittlung bedeutet: Leistungskontrollgremium. performancereviewcommittee als Kunstprojekt steht für ausagiertes Nachdenken über Zeitfragen, Kunst und Philosophie.

Der prc-Prozess ist in Wien und im deutschsprachigen Raum überhaupt in seiner Radikalität ein singuläres Projekt. Ungeachtet der allgemeinen Verbrüderung aller mit allen und dem Kampf um den Zuschauer, gehen wir den Weg der Abgrenzung und Konfrontation. Wirkliche Hitze entsteht nur durch Reibung und nicht durch Kuscheln. Wir fordern Reaktionen. So wie wir uns in der Arbeit nicht schonen, werden wir nicht geschont von unseren Betrachtern. prc kam zum ersten Mal im Dezemeber 2006 in Wien zusammen. Künstlerisch tätige Menschen aus unterschiedlichsten Disziplinen werden auf Zeit zusammenführt, um gemeinsam virulente gesellschaftspolitische Fragen zu untersuchen. Kern des Prozesses könnte sein, sich und seine Umwelt permanent in frage zu stellen. Anhand einer konkreten thematischen Setzung sammeln wir uns relevant erscheinendes Fremdmaterial und konfrontieren uns damit in einem öffentlichen Forum: Sozusagen eine Materialprüfung auf Wahrheit und Aussagekraft in Form einer Echtzeit-Kommunikation. Die Akteure collagieren Aussagen und Sequenzen zu einem Plot, der so im Laufe jeder Performance neu entsteht. Arbeitsprinzip ist die Gleichberechtigung aller Beteiligten in allen künstlerischen Fragen.

Die erste thematische Setzung kam von außen: im Rahmen der drama x Reihe newnewwest haben wir ausgehend vom Dokumentarfilm ENRON– THE SMARTEST GUYS IN THE ROOM, eine, wie sich gerade in der nun grassierenden globalen Finanz- und Wirtschaftskrise zeigt, durchaus hellsichtige Untersuchung über die Funktionsweisen des real existierenden Kapitalismus vorgelegt, in Form eines grotesken Satyr-Spiels. Die folgenden Arbeiten waren bewusste Reaktion auf den jeweiligen Vorgänger. WIR RUFEN AUF! - DAS WAR DAS GLÜCK DER MITTELSCHICHT generierte sein Material aus linken Utopien, und aus der Sehnsucht nach sozialer Sicherheit und Gerechtigkeit: eine selbstquälerische Therapiestunde ohne Perspektive. In DER NACKTMULL stellen wir uns der Forderung, die uns auf das Links-Projekt in so gut wie jeder Reaktion mehr oder weniger unverhohlen signalisiert wurde: mehr Entertainment. Wir haben den Verdacht, dass Arbeiten im öffentlichen Räumen eigentlich nur noch zugelassen werden, wenn der Unterhaltungsfaktor stimmt. Jeder Inhalt ist mittlerweile dieser 'Präsentationsform' anzupassen ohne zu bedenken, ob diese Art der Darbringung z.B. den Inhalt selbst transformiert, beziehungsweise fragwürdige Inhalte durchaus akzeptiert werden, wenn die Verpackung stimmt: die große Show der Kuscheltiere im Wolfspelz, heiteres Finale nach 90 Minuten bitte.

Mit unserem neuen Projekt, HÖLDERLINS HYPERION zum Ausgangspunkt der Werkreihe THE MAKING OF SENSE - THE WHITE SPACE PROJECT - HAPPENING I-XX zu machen, betreten wir im doppelten Sinne Neuland: erstmals ist das Material eindeutig historisch und unbestritten große Literatur. Jedoch bündeln sich wie in einem Brennglas Fragestellungen, wie sie heutiger nicht sein können, nach Werten in Zeiten der Entwertung und wer berechtigt ist mit welchen Mitteln diese Werte zu definieren und durch zu setzen. So konfrontieren wir uns mit einem Werk, dem zu Beginn der Aufklärung schon alle Indifferenz, alle Hoffnungen und Katastrophen der folgenden zweihundert Jahre eingeschrieben sind. Und obgleich wir mit dem Material auf prc-typische Weise rücksichtslos umgehen werden, werden gerade hier die Fragen nach Schönheit, nach Ernsthaftigkeit und nach Liebe gestellt.